Die Medien sind voll davon: Unsere Welt sieht sich mit einer schweren Flüchtlingskrise konfrontiert. Ich möchte eine Aktion vorstellen, die im Laufe des letzten Jahres entwickelt wurde und von der viele vielleicht zum ersten Mal hören. Bis heute haben über 1.000 Flüchtlinge erste Schritte in ein besseres Leben gemacht und wurden dabei von Kiron, einer in Deutschland ansässigen gemeinnützigen Organisation, unterstützt.
Kiron will langfristige Lösungen für eine Flüchtlingsbevölkerung anbieten, die im Laufe der Zeit noch weiter zunehmen wird. Mit seinem Engagement ebnet Kiron tausenden Flüchtlingen den Weg zu Bildung und Beschäftigung und ermöglicht ihnen damit von Anfang an ein besseres Leben.
Fast 60 Millionen Menschen weltweit wurden aus ihrer Heimat vertrieben – und über die Hälfte davon ist jünger als 18 Jahre. Diese Menschen kommen in verschiedene Regionen der Welt, z. B. aus Jordanien und dem Libanon nach Griechenland, Deutschland und in andere Länder.
Zu den größten Herausforderungen, vor denen sie stehen, gehört ihre Integration in neue Gesellschaften. Wenn die Krise anhält oder sich verschlimmert (was sehr wahrscheinlich ist, weil immer mehr Menschen ihr Zuhause verlassen müssen), werden viele dieser Flüchtlinge, insbesondere die lern- und arbeitswilligen Jugendlichen, ohne Beschäftigung dastehen und kaum Bildungschancen haben. Stattdessen stecken sie voller ungenutzter Energie, die ein Ventil braucht.
Kiron setzt bei einem wichtigen Teil des Integrationspuzzles an: Bildungslösungen für Flüchtlinge. Die Gründer von Kiron haben ein innovatives Modell entwickelt, das Flüchtlingen einen entbündelten und flexiblen Zugang zu Hochschulbildung und -abschlüssen anbietet. Die Kiron-Studenten lernen zunächst zwei Jahre lang in Online-Kursen und setzen das dritte und vierte Studienjahr dann an einer der Kiron-Partneruniversitäten fort und erwerben dort einen Hochschulabschluss – und zwar kostenlos.
Ansätze wie diese eröffnen Flüchtlingen neue Perspektiven, egal ob sie Studienanfänger sind oder ein begonnenes Studium durch ihre Flucht abbrechen mussten. Das Ziel ist einfach: Es geht darum, neue Bildungschancen zu schaffen, damit Studenten Abschlüsse machen und in ihren neuen Ländern besser leben können.
Kiron-Studenten sind für ihre neuen Länder enorm nützlich und stellen für die Wirtschaft ein großes Potenzial dar. 85 % der Studenten, die zuvor angestellt waren, hatten anerkannte berufliche Positionen inne und nur 15 % waren im Niedriglohnsektor tätig. Zudem beherrschen die Kiron-Studenten die englische Sprache gut, viele davon auf dem Sprachniveau B1 oder besser. Und diejenigen, die noch nicht so weit sind, können in der Sprachschule von Kiron ihre Sprachkenntnisse für ihre Gastländer verbessern. Mit Online-Lernangeboten wie MOOCs, von denen viele in englischer Sprache vorliegen, können sie ihr Wissen vertiefen und ausbauen.
Die Vorteile, die dieses Programm für Flüchtlinge und die Gesellschaft bietet, sind wirklich grenzenlos. Die innovativen Online-Lerntools sind speziell auf die Bedürfnisse von Flüchtlingen zugeschnitten, die damit ganz flexibel lernen können, wo und wann sie wollen. Die Idee zu dieser Organisation entstand aus Gesprächen der Gründer mit Flüchtlingen aus Syrien. Diese Flüchtlinge wollten unbedingt lernen und einen Beitrag zu ihrer neuen Gesellschaft leisten, doch fehlende Unterlagen und lückenhafte Nachweise sowie hohe Zulassungsgebühren erschwerten ihnen den Zugang zur Hochschulbildung.
Als Studenten bekommen sie jetzt die Mittel und die Gelegenheit, ihrer persönlichen Verantwortung nachzukommen, und erhalten gleichzeitig die Chance, aktive Mitglieder ihrer neuen Gemeinschaft zu werden.
Bildung ist der Schlüssel zu einem florierenden Arbeitsmarkt und einer boomenden Wirtschaft und außerdem auch wichtig für die politische Stabilität. Bildung erleichtert die Integration und die Gesellschaft profitiert von der Stabilität, die eine bessere Integration nach sich zieht. Zudem schafft Bildung kompetente, verantwortungsvolle und unternehmerische Bürger.
edX, ein Anbieter von Online-Lernangeboten und MOOCs, ist jetzt Teil eines größeren Bildungsnetzwerks, das Kiron unterstützt. Kiron-Studenten, die erfolgreich edX MOOCs absolvieren, erhalten kostenfreie verifizierte Zertifikate, die von den Kiron-Partneruniversitäten anerkannt werden. Und auch Anbieter von Computerhardware und andere einflussreiche Organisationen helfen dabei, das umfassende Programm von Kiron zu fördern, damit Flüchtlinge Zugang zu Bildung zu erhalten.
Oft hören wir im Zusammenhang mit der Krise nur von kurzfristigen Maßnahmen wie vom Empfang ankommender Boote, von geretteten Kindern, von der Versorgung mit Lebensmitteln und von der Unterbringung in Lagern. Und von Politikern und Bürokraten, die händeringend herauszufinden versuchen, wer anerkannt und wer abgewiesen werden sollte und wer eine potenzielle Gefahr darstellt.
Kiron hingegen verdeutlicht, was die Flüchtlinge mit ihrer Teilnahme an diesem Programm in Sachen Bildung leisten können. Sie melden sich in ihren neuen Ländern für neue Studiengänge an und zeigen so, wie effizient diese neuen Wege in der Hochschulbildung sind. Ihr Erfolg öffnet Türen für künftige Studenten, die mit einem Online-Studium ebenfalls in eine erfolgreiche Zukunft starten können.
Doch noch wichtiger ist, dass diese Flüchtlinge aufzeigen, welch zäher Wille in uns allen steckt. Ihre Entschlossenheit, sich ein besseres Leben aufzubauen, ist ein Lichtstrahl, der den Weg weist. Und Kiron bündelt das Licht, wo andernfalls nur Dunkelheit wäre.
Dieser Beitrag wurde von LinkedIn aus dem Englischen übersetzt. Der Autor kann nicht auf Kommentare auf Deutsch antworten, freut sich aber über eine rege Diskussion unter den Lesern. Den Originalbeitrag finden Sie hier.
Bild oben: Schüler der Educational School im thailändischen Flüchtlingslager von Hmong lernen Englisch. Bild: Paula Bronstein / Getty